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09.07.2025 | QLT Redaktion
Bis zum 5.10. widmet die Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz im Kulturzentrum am Münster dem Konstanzer Künstlerpaar Peter und Anna Diederichs mit »Im Fremden zu Hause« eine facettenreiche Ausstellung, die anhand von rund 80 Werken das vielseitige Schaffen beider beleuchtet.
Als Peter Diederichs 1982 in Konstanz starb, hinterließ er ein kraftvolles künstlerisches Werk, das für die Bodenseeregion einzigartig ist, heute jedoch fast vergessen ist. 1923 in Konstanz geboren, begann er seine Karriere als Maler am Stadttheater Konstanz, bevor ihn der Karlsruher Künstler Willi Müller-Hufschmid mit der modernen Malerei vertraut machte. In den 1950er- und 1960er-Jahren schuf er zahlreiche Mosaike für öffentliche Gebäude, die teils noch immer bestaunt werden können – ein wichtiger, doch bislang kaum beachteter Aspekt seiner Kunst.
Während Diederichs frühe Gemälde noch klassisch modern anmuten, sind seine Skulpturen von einer ironischen, bisweilen grotesken Ästhetik geprägt. In ihnen verwebt er antike Mythen, barocke Elemente und moderne Abfallprodukte zu faszinierenden Kunstwerken. Sie kommen uns auf den ersten Blick fremd vor, laden zum sorgfältigen Hinsehen ein und führen bewusst in die Irre. »Ich bin der Meinung, dass in der Kunst etwas gezeigt werden muss wie in einer Schaubude«, so Diederichs.
Auch das Werk von Anna Diederichs (*1935, geb. Mayer) ist vielschichtig. Nach ihrem Studium an der Kunstakademie Stuttgart war die Künstlerin zunächst als Textildesignerin in München, Konstanz und Pariser Modeateliers tätig. Farbintensive Stoffentwürfe aus dieser Zeit offenbaren ihre präzise ornamentale Gestaltungskraft, die sich später auch auf Wandbehänge, Zeichnungen und Aquarelle übertrug. In seriell angelegten Arbeiten lotet sie das feine Spiel von Wiederholung und Variation aus. Seit etwa zehn Jahren entstehen zudem miniaturhafte Schaukästen aus Fundstücken – Arbeiten, die unweigerlich an jene ihres Mannes erinnern, dabei jedoch eine stillere, subtilere Formensprache entfalten.
Die Ausstellung spannt den Bogen von expressiver Malerei und Skulptur, über ornamentale Zeichnungen bis hin zu poetischen Schaukästen. Sie öffnet den Blick in fremde, geheimnisvolle Welten und lädt dazu ein, scheinbar Bekanntes neu zu entdecken.