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Bereit für das Eiszeit Abenteuer?

12.11.2025 | QLT Redaktion

Neue Familienausstellung im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen

Wie lebten die Menschen in unserer Region gegen Ende der letzten Eiszeit? Welche Tiere durchstreiften damals die Landschaft? Die neue Familienausstellung im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen gibt Antworten auf diese und viele weitere Fragen. Sie nimmt die Besuchenden mit auf eine faszinierende Reise zu Mammuts und Rentieren, zu Jägerinnen und Sammlern. Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist das »Weidende Rentier«, das bekannteste Fundstück aus der berühmten Kesslerlochhöhle. Dank einer Leihgabe des Rosgartenmuseums Konstanz ist es nun erstmals seit seiner Entdeckung vor 150 Jahren wieder im Original in der Schweiz zu sehen.

In einem interaktiven Rundgang tauchen die Besuchenden auf spielerische Weise in die Welt vor 17 000 Jahren ein. Gleich zu Beginn der Ausstell-
ung räumt diese auf unterhaltsame Weise mit Vorurteilen und falschen Vorstellungen über die Menschen in der Eiszeit auf. Ein Zeitstrahl bietet Orientierung, während ein kurzer Animationsfilm zeigt, dass während der letzten Eiszeit fast die gesamte Schweiz von Gletschern bedeckt war. Gegen Ende der Eiszeit, als sich die Gletscher zurückzogen, entstand eine Kältesteppe, in die Rentierherden, Moschusochsen und Mammuts zurückkehrten – und mit ihnen auch die Menschen.

Wie die Landschaft rund um die Stadt Schaffhausen zu dieser Zeit ausgesehen haben könnte, simuliert ein 45 Meter langes, digital erstelltes Panoramabild. Tierpräparate von Rentieren, Moschusochsen, Wölfen, einem Braunbären und weiteren eiszeitlichen Tieren, sowie ein lebensgrosses Mammut bevölkern die Ausstellung und lassen zusammen mit originalen Fundstücken und interaktiven Mitmachstationen die Welt der Eiszeitmenschen lebendig werden. »Was in der eiszeitlichen Kältesteppe der Ausstellung jetzt noch fehlt ist der Mensch. Diese Rolle übernehmen die Ausstellungsbesucherinnen und Besucher«, erklärt Kurator Florian Ter-Nedden.

Auf dem Parcours erfährt man, dass sich die Menschen der Eiszeit biologisch nicht von uns heutigen Menschen unterschieden. Sie hatten die gleichen Grundbedürfnisse wie wir. Dazu gehörte eine vorwiegend fleischbasierte Ernährung. Bei der Höhle vom Kesslerloch bei Thayngen im Kanton Schaffhausen – eine der bedeutendsten Fundstellen der Schweiz – trafen sie sich im Frühling zur Jagd. Gejagt wurde mit der Speerschleuder, unterstützt von Hunden, die in dieser Zeit erstmals gezähmt wurden.

Die Jagd lieferte nicht nur Nahrung, sondern auch Rohstoffe für Zelte, Kleidung und Werkzeuge. Aus Mammutzähnen, Knochen und Geweih entstanden Schmuck, Waffen und Gebrauchsgegenstände. Der wichtigste Rohstoff war der messerscharfe Feuerstein (Silex), der in der Region abgebaut wurde. An verschiedenen Stationen können die Besucher selbst aktiv werden und Geweih oder Holz mit Feuerstein bearbeiten, Schnüre aus Pflanzenfasern zwirnen oder aus Muscheln Eiszeitschmuck herstellen. Wer Lust auf mehr Abenteuer hat begib sich mit der Virtual-Reality-Brille auf Rentierjagd.

Das »Weidende Rentier« – ein Sensations-
fund mit wechselvoller Geschichte

Als 1874 bei den ersten Ausgrabungen in der Kesslerlochhöhle im Kanton Schaffhausen reich verzierte Objekte entdeckt wurden, galt dies als archäologische Sensation. Weltweite Bekanntheit erlangte vor allem die Ritzzeichnung des »Weidenden Rentiers«. Der Fund von 1874 – ein Lochstab aus Rentiergeweih – zeigt ein Rentier mit mächtigem Geweih. Der gesenkte Kopf führte zur Bezeichnung als »Weidendes Rentier«. Tatsächlich hat die Haltung alle Merkmale eines brünstigen Männchens, das den Kopf senkt, die Nüstern bläht und die Fährte eines Weibchens erschnuppert. Vor 150 Jahren erwarb Ludwig Leiner, Gründer des Rosgartenmuseums Konstanz, das »Weidende Rentier« vom Reallehrer Konrad Merck, der ab 1874 die Ausgrabungen am Kesslerloch durchführte. In Schaffhausen war das legendäre Stück bisher als Kopie zu sehen und ist nun dank der Leihgabe des Rosgartenmuseums erstmals seit seiner Entdeckung und nur für die Dauer der Ausstellung wieder in Schaffhausen zurück.

Familienausstellung
EISZEIT. Leben vor 17 000 Jahren

Bis 15. März 2026 im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen

Öffnungszeiten: Di−So 11 bis 17 Uhr

www.allerheiligen.ch



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