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Zehntscheuer Ravensburg – Altmeister & Schrankwände

15.02.2023 | QLT Redaktion

Paul Millns

Der englische Altmeister Paul Millns – so darf man den inzwischen 77-jährigen Sänger und Pianisten ohne Übertreibung nennen – spielt ein Programm neuer und alter Kompositionen. Selbst die Zwangspause konnte die kreative Kraft dieses Songpoeten mit der feinen Note nicht stoppen. Paul Millns erfreut uns weiter mit seinen Songs am Flügel, begleitet wird er von Butch Coulter (Harmonica, Gitarre) und Ingo Rau (Bass). Neben den sensiblen Arrangements zwischen gediegenem Blues, entspanntem Soul und jazzigen Noten sowie seiner Fähigkeit sich auf das Wesentliche eines guten Songs zu konzentrieren, überzeugt Millns nach wie vor dank seiner sympathisch-rauen Stimme und intelligenten, einfühlsamen Texten. Sein Schreiben basiert auf täglichen Beobachtungen des Lebens, klugen Reflexionen über politische und soziale Themen und Gedanken über die wahren Werte des Daseins. Seit bald 50 Jahren konnte sich Paul Millns so einen ganz eigenen Status als qualitätsvoller Singer/Songwriter abseits modischer Strömungen erspielen. Am 4.3. ist der englische Bluessongpoet in der Zehntscheuer zu Gast.
 
In der Regel machen wir es uns im Leben ja ziemlich kommod. Alles hat gefälligst an seinem Platz zu sein: Schlüssel? Auf der Ablage! Ladekabel? Irgendwo. Lesebrille? Nie gesehen. Auto? Bestimmt in der Garage. Oder abgeschafft. Partner? Bestimmt in der Garage. Oder abgeschafft. Kinder? Am Nerven! Die eigene Position? Im Abseits! Das Leben ist eine riesengroße Schrankwand und seien wir ehrlich: Wer in Schubladen denkt, hat schnell ein Brett vor dem Kopf. Wenn alle immer und überall auf ihre Smartphones starren, ist Holz zumindest haptisch eine Erweiterung des Horizonts. Eva Eiselt findet am 17.3.: Es ist Zeit für den Tag der offenen Schublade und krempelt unseren handelsüblichen Laden einfach mal auf links. Ihre Devise: Ausmisten, Durchlüften, Freiheit. „Ein Genie beherrscht das Chaos“, heißt es, und wenn das nur ein bisschen wahr sein sollte, so ist Eva wahrlich ein Universalgenie.

Im Jetzt sein: Das ist eine Weisheit, die Spirituelle und Philosophen seit Jahrtausenden lehren. Doch ist in diesen Krisen – und kriegsgeschüttelten Zeiten das „Jetzt“ erstrebenswert? Mit ihrer neuen Liedersammlung „Ora“ gibt die Sizilianerin Etta Scollo am 18.3. eine musikalisch vielschichtige Antwort. Musikalisch fasst „Ora“ ein ganzes Universum: Es gibt ganz nackte Stücke nur mit Gitarre. Töne aus der Tradition Siziliens, wirbelnden Walzer und ironische Sechsachtel – Takte. Scollos gewohnt engagiert-poetischer Gesang trägt erneut jede musikalische Stimmung bis hin zu elektronisch geprägten Arrangements. „Jedes Setting steht für einen Moment, der in meinem Leben einmal wichtig war“, betont Scollo. Ihr neues Werk stellt sich den Herausforderungen der Gegenwart mit tiefsinniger, engagierter Poesie, die aus vielen Quellen schöpft – alten wie neuen. So wird „Ora“ ein beherztes, offenes Bekenntnis zum Leben. Es spielen: Etta Scollo (Gesang, Gitarre), Eva Freitag (Cello), Daniel Moheit (Akkordeon).
 
www.zehntscheuer-ravensburg.de



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