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Uraufführung in der Färbe – Mosers Schweigen

03.04.2023 | QLT Redaktion

„Mosers Schweigen“, das Stück von Gerd Zahner und Dr. Johannes Stürner basiert auf der historischen Figur des Johann Jakob Moser. Der berühmte Rechtsgelehrte und Landschaftskonsulent wurde 1759 als politischer Gefangener auf dem Hohentwiel in der Festungsruine ohne Verfahren inhaftiert. Moser hatte angeprangert, dass der Herzog unerfahrene Männer als Soldaten nach Österreich verkauft haben soll. Moser zu töten traute der Herzog sich nicht, sonst wäre Moser ein Märtyrer geworden. So wurde der Konsulent in der Kammer der Herzogin eingesperrt und sollte durch die Isolation verstummen. Doch weder wiederrief Moser, noch ließ er sich brechen. Mithilfe einer Bibel und durch das Schreiben an seiner Kammerwand, versuchte der Konsulent sich geistig wach zu halten um die Haft zu überstehen. In der Aufführung, unter der Regie von Klaus Hemmerle, nutzt Moser eine Lichtschere um Wörter und Phrasen in die Wand zu ritzen. Eine schwarze Wand steht zwischen Kunstwerken im Atelier „stratozero“. Diese einfach gehaltene Wand ist „Mosers Bühne“.

„Non Revoco“ (Ich wiederrufe nicht) steht auf ihr unter anderem wie auch weitere diverse lateinische Phrasen. Respektvoll nähern sich die drei Darsteller, Ralf Backord, Elmar F. Kühling und Fionn Stacey, dieser anmutigen Wand. Die drei Schauspieler, bewegen sich durch das Publikum fast wie Gäste, die sich zu der Wand und Mosers Geschichte hingezogen fühlen. Das Berühren der Wand und der Bibel lösen einen nahezu philosophischen Diskurs über Moser und die Bedeutung des Wortes aus. „Wem das Reden verboten ist, der schweigt doch nicht!“ Die Projektion „1762“ an Mosers Wand nimmt uns mit in die Kammer der Herzogin. Beckord als Moser versucht verzweifelt mit dem Kommandanten, gespielt von Kühling, ins Gespräch zu kommen. Dieser schweigt jedoch und zwingt Moser zu einem Monolog über „das Wort“. Alleine bleibt Moser zurück. Um bei Verstand zu bleiben nutzt er die Einsamkeit um weiterhin mit der Lichtschere Wörter in die Wand zu ritzen. Am Ende lässt „Mosers Schweigen“ sein Publikum beeindruckt wie auch verblüfft zurück. Das Stück, über den berühmten Juristen, lässt regionale Geschichte erleben und stellt philosophische Fragen die noch lange zum Nachdenken anregen.

www.diefaerbe.de

Text: Luis Rissler, Foto: Die Färbe



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