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Stadttheater Schaffhausen – Mythos American Dream, Anna Karenina & eine Oper mit Adonis

01.01.2025 | QLT Redaktion

Adonis, Foto: Susanne Reichardt

Wer gerne seine Englischkenntnisse aufpolieren möchte, ist am 11.2. im Stadttheater Schaffhausen genau richtig. Gegeben wird »The Great Gatsby«, ein Schauspiel in englischer Sprache nach dem Roman von F. Scott Fitzgerald, der zu den herausragenden Vertretern der modernen amerikanischen Erzählliteratur zählt. Er gilt neben Ernest Hemingway als bedeutendste Stimme der so genannten »Lost Generation« jener Schriftsteller, die sich zwischen Erstem Weltkrieg und Weltwirtschaftskrise enttäuscht vom Ideal Amerikas abwandten. »The Great Gatsby«, wenige Jahre vor dem Zusammenbruch der Finanzmärkte erschienen, entlarvt in schillernden Farben und in morbider Klarheit, wie der Mythos des American Dream (»vom Tellerwäscher zum Millionär«) zum bloßen Märchen verkommt.

»Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise«. Mit diesen Worten eröffnet Lew Tolstoi (1828–1910) den Jahrhundertroman »Anna Karenina«, der von Thomas Mann als »größter Gesellschaftsroman der Weltliteratur« bezeichnet wurde. Das ungarische Nationalballett Győr widmet sich dem Meisterstück am 13.2. auf tänzerische Art. Es handelt von der charismatischen Ehefrau und Mutter Anna, die sich aus heiterem Himmel in den attraktiven Grafen Alexej Wronskij verliebt. Sie wird vom hoch geschätzten Mitglied der Gesellschaft zur geächteten Außenseiterin. Tolstoi zeichnet darin nicht nur ein facettenreiches Bild von Ehe und Moral in der damaligen Gesellschaft, ihm gelingt vielmehr die präzise Darstellung zeitloser patriarchaler Denkmuster. Das ungarische Nationalballett Győr wurde 1979 von Hochschulabsolventen des Ungarischen Staatlichen Ballettinstituts gegründet und konnte innerhalb kurzer Zeit internationale Erfolge erzielen. Auftritte in europäischen Hauptstädten, an der Mailänder Scala, den Bayreuther Festspielen, in Tokyo, Moskau und New York festigten seinen Ruf. Seit 2015 untersteht die künstlerische Leitung der Kompanie dem ehemaligen Solisten László Velekei.

An allem ist bloß Cupido schuld! Wahllos schießt er seine Pfeile und stiftet so nicht nur Liebe, sondern sorgt auch für ziemlich viel Chaos und Verwirrung. Auftragsarbeiten nimmt Cupido zudem entgegen, und die folgen nicht immer einem hehren Ziel. Als die Pfeile schließlich die Liebesgöttin Venus selbst treffen, und auch Adonis, das göttliche Abbild der Schönheit, getroffen wird, nimmt das Drama seinen Lauf. Am 18.2. wird »Adonis« als Oper in deutscher Sprache von Johann Sigismund Kusser – basierend auf dem Libretto »Gl’inganni di Cupido« von Flaminio Parisetti, im Theater Schaffhausen gezeigt. »Adonis« kam in der Saison 1699/1700 am Stuttgarter Hof zur Uraufführung, wo Kusser als Operndirektor und Hofkapellmeister unter Herzog Eberhardt Ludwig tätig war. Lange Zeit glaubte man diese köstliche, spritzige Oper verschollen. 2005 wurde sie jedoch von einer Wissenschaftlerin in der Württembergischen Landesbibliothek aufgespürt und wiedererweckt.

www.stadttheater-sh.ch



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