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14.05.2025 | QLT Redaktion
Theater auf dem Münsterplatz – das bedeutet magische Abende unter freiem Himmel, vor der ehrwürdigen Kulisse des Konstanzer Münsters. Für das Publikum ein unvergessliches Erlebnis, für das Theater eine
logistische Meisterleistung: Von Genehmigungen über Bühnenbau, Licht- und Tonanlage bis hin zu Tribüne, Kostümen und musikalischer Livebegleitung – alles will geplant, aufgebaut und koordiniert werden. Doch der Aufwand lohnt sich jedes Jahr aufs Neue, denn das Münsterplatz Open Air ist ein fester und vielgeliebter Bestandteil des Konstanzer Kultursommers. Dieses Jahr findet das Sommer-Highlight erstmals in Zusammenarbeit mit der Bodensee Philharmonie statt, die dem Stück den passenden musikalischen Rahmen verleiht.
In diesem Jahr steht ein echter Klassiker der Theatergeschichte auf dem Spielplan: »Die Dreigroschenoper« von Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik) und unter Mitarbeit von Elisabeth Hauptmann. Gemeinsam mit der Bodensee Philharmonie bringt das Theater Konstanz diesen Jahrhundertcoup auf die beeindruckende Open Air Bühne am Konstanzer Münster – ein Coup, der 1928 das Theater revolutionierte und heute aktueller scheint denn je. Regie führt Christina Rast, die nach ihrem Erfolg mit »Der eingebildet Kranke« (2022) erneut das Münsterplatzpublikum mit ihrer Handschrift begeistern wird. Für Bühne und Kostüm zeichnen Franziska Rast und Sarah Borchardt verantwortlich, musikalisch geleitet wird die Produktion von Gabriel Venzago, dramaturgisch begleitet von Meike Sasse.
Willkommen im Berlin der Goldenen Zwanziger: Es ist ein Zeitalter des Umbruchs, geprägt von Glanz und Elend. Während Jazz, Revue und Freikörperkultur neue Freiheiten versprechen, bestimmen zugleich Armut, Gier und Korruption das Leben auf der Straße. Hier heiratet Gangsterboss Mackie Messer heimlich Polly Peachum – sehr zum Missfallen ihres Vaters, des Bettlerkönigs. Peachum, der sein Geschäft mit der Armut betreibt, setzt alles daran, Mackie zu Fall zu bringen. Ein Spiel um Macht und Moral beginnt – mit Intrigen, Bestechung und Verrat. Am Ende soll Mackie hängen – doch dann kommt alles ganz anders.
Die Dreigroschenoper ist kein Wohlfühlstück. Hier geht es um das, was hinter der Fassade liegt: um eine Gesellschaft, in der Gefühle, Beziehungen und sogar die Kunst zur Ware verkommen. Brecht will aufrütteln – nicht versöhnen. Sein Anliegen ist klar: Theater soll die Zuschauer zum Denken bringen. Warum handeln Menschen so, wie sie handeln? Was treibt sie an? Und wer sind in Wahrheit die Kriminellen unserer Gesellschaft? Fragen, die heutzutage nichts von ihrer Dringlichkeit verloren haben.
Mitreißende Musik, bissiger Witz und pointierte Gesellschaftskritik treffen auf große Theaterkunst. Gemeinsam mit der Bodensee Philharmonie verspricht diese Dreigroschenoper ein Open Air Erlebnis voller Kraft, Klang und Haltung. Eine Produktion, die unter die Haut geht – und lange nachwirkt.
Die Premiere findet am 14.6. statt, weitere 24 Vorstellungen bis 27.7. (Beginn jeweils um 19 Uhr). Vor und nach dem Stück sowie in der Pause verwöhnt die HZH Theaterbar mit Snacks und kühlen Getränken.
Das Münsterplatz Open Air ist auch 2025
das Theater-Highlight des Sommers.
Außerdem zu sehen im Theater Konstanz
Am 24.5. feiert im Rahmen des Bodenseefestivals unter dem Motto »Freiheit« das Stück »Die ersten hundert Tage« von Lars Werner Premiere in der Spiegelhalle. Darin treffen sich drei Freunde und Freundinnen an einer Shell-Tankstelle in Tschechien mit einem ehemaligen Kommilitonen. Hundert Tage zuvor haben rechtsextreme Kräfte die Regierung übernommen und die drei haben das Exil gewählt. »Die ersten hundert Tage« ist ein Stück über rechte Radikalisierung in Europa und ihre Auswirkungen bis ins Private. Autor Lars Werner skizziert das Porträt einer ziellosen Generation hoch politisierter Menschen, deren Ideale im heutigen Europa des Populismus und der Abschottung immer weniger fruchtbaren Boden finden. Das Team um Regisseur Leonard Dick wird dieses packende und hochpolitische Freundschaftsdrama inszenieren und anhand dieser auseinanderdriftenden jungen Menschen das Phänomen einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft untersuchen.
Auf der Werkstattbühne besteht noch die Gelegenheit, am 18. und 25.5. das liebevolle Kinder- und Jugendstück »Himmelwärts« von Karen Köhler zu erleben. Darin geht es um die beiden Freundinnen YumYum und Toni, die mit einem selbstgebastelten Weltraum-Radio Kontakt zu Tonis verstorbener Mutter aufbauen wollen. Als sich tatsächlich jemand auf ihre Funknachrichten meldet, staunen die beiden nicht schlecht. Karen Köhlers Stück »Himmelwärts« beschäftigt sich mit Freundschaft, Trauer und ist vor allem ein großes Abenteuer!
Tickets
Theaterkasse im KulturKiosk
Wessenbergstr. 41, Konstanz
Tel. +49 (0)7531 900 2150
E-Mail: theaterkasse@konstanz.de
www.theaterkonstanz.de