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11.07.2024 | QLT Redaktion
Der Kunstverein Radolfzell wurde 1991 nach Eröffnung der Städtischen Galerie »Villa Bosch« in Radolfzell von Freunden der bildenden Künste sowie von Kunstschaffenden der Region gegründet.
Die Stadt Radolfzell stellt ihm die Städtische Galerie »Villa Bosch« für jeweils 3 Ausstellungen pro Jahr zur Verfügung. Der Kunstverein sieht seine Aufgabe darin, den unterschiedlichen Ausdrucksformen zeitgenössischer Kunst ein Forum zu bieten, insbesondere jüngeren Künstlern wird hier die Möglichkeit der Präsentation ihrer Arbeit gegeben, wobei der Schwerpunkt bei der Auswahl der Künstler auf der Qualität liegt und diese möglichst in der näheren Umgebung gesucht werden.
Um die Ausstellungen in einen inhaltlichen Zusammenhang zu bringen, werden jeweils mehrere aufeinander folgende Ausstellungen unter ein Thema gestellt. In der Regel werden pro Ausstellung 2 Künstler oder Künstlerinnen gezeigt. Vorgesehen ist, die jeweiligen Künstler mit einer ihnen eigenen Ausdrucksform zu präsentieren.
Linie und Materie ist der Titel der aktuellen Ausstellung, die der Radolfzeller Kunstverein bis 1.9. in der Villa Bosch/Radolfzell einem breiten Publikum präsentiert: Gesa Lange, Jahrgang 1972, stammt aus Tongeren in Belgien. Sie lebt und arbeitet in Hamburg, wo sie seit 2011 als Professorin für Zeichnen an der Hochschule für angewandte Wissenschaften tätig ist. Mit Nadel und Faden erschafft sie »gestickte« Zeichnungen auf Papier und arbeitet mit Graphit auf grundierten Leinwänden. Es entstehen komplexe, immaterielle Bildwelten, die sowohl zart und filigran als auch streng und konstruktiv wirken. Fließende Formen und diffuse Hell-Dunkel-Kontraste erinnern an Naturstrukturen, Wolkenhimmel oder Regenschlieren am Fenster. Geometrische Raster und klare Ordnungen prägen den Ausdruck anderer Zeichnungen. Es ist immer wieder die Kraft der Linie, mal dynamisch bewegt, mal präzise gesetzt, aus der Gesa Lange die poetisch-sinnliche wie auch die emotional-atmosphärische Aura ihrer Arbeiten gewinnt.
Claudia Tebben, Jahrgang 1966, stammt aus Gelsenkirchen, wo sie auch heute lebt und arbeitet. Nach dem Studium an der Folkwang Universität der Künste in Essen ist sie als freischaffende Malerin tätig. Aufgewachsen im Ruhrgebiet, schöpfen ihre meist großformatigen Gemälde die wesentlichen Impulse aus den besonderen, vom einstigen Kohlebergbau geprägten Erscheinungsformen dieser Region. So erinnern ihre ungegenständlichen Kompositionen an Erdschichten, Abraumhalden oder Schlackenberge. Mit vehementem Pinselgestus entstehen schroffe, materialbetonte Strukturen, welche die vitale Energie des Malprozesses spürbar machen. Intensive Farbkontraste steigern die eruptive Ausdruckskraft der Werke.
Beide Künstlerinnen stellen erstmals gemeinsam in den historischen, lichtdurchfluteten Räumlichkeiten der Villa Bosch aus. Dort entfalten die sensiblen Zeichnungen und kraftvollen Malereien einen spannungsreichen Dialog.
Mehr über den Kunstverein Radolfzell: www.kunstverein-radolfzell.de