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Kunstmuseum Singen – Sommerausstellungen 2025

09.05.2025 | QLT Redaktion

Julius Bissier (1893-1965), Privat, 1963, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Bernhard Strauss, Freiburg Fotos: Bernhard Strauss, Freiburg

Das Kunstmuseum Singen zeigt ab dem 18.5. ein in sich verzahntes Ausstellungstrio: Eine große Überblicksschau zur klassischen Moderne auf der Höri, eine darauf aufbauende Hommage an Walter Herzger und Gertraud Herzger-von Harlessem und darin eingebettet eine zeitgenössische Intervention ihrer Enkelin Véronique Verdet.

Freiwillig an den Bodensee kamen sie nicht – die »Höri-Künstler«. In den 1930er- und 40er-Jahren suchten zahlreiche Maler, Zeichner und Bildhauer in der Abgeschiedenheit der Halbinsel Höri Zuflucht vor politischem Druck und Krieg. Eine Künstlerkolonie aber bildeten sie nicht. »Man soll ja kein Worpswede aus der Gegend machen…«, schrieb Ferdinand Macketanz. Tatsächlich einte die Künstler, deren Namen sich wie ein »Who is Who« der klassischen Moderne liest, weder Stil noch Herkunft – und doch verhalfen sie nach 1945 der Moderne zum Durchbruch, bewirkten den Aufschwung des westlichen Bodenseeraums zur Kunstregion und prägen mit ihren Landschaftsbildern bis heute »das Bild« vom Hegau und westlichen Bodensee. 

Was die Künstler in der »inneren Emigration« eint und trennt: Das zeigt die Ausstellung mit rund 60 Werken aus der Sammlung des Kunstmuseums Singen – darunter viele Neuzugänge. Zu sehen sind u.a. Werke von Otto Dix, Erich Heckel, Max Ackermann, Curth Georg Becker, Ilse Schmitz, Hans Kindermann, Helmuth Macke, Ferdinand Macketanz, Jean Paul, Rudolf Stuckert und Rose Marie Schnorrenberg.

Das Künstlerpaar Walter Herzger (1901-1985) und Gertraud Herzger-von Harlessem (1908-1989) zählt zum inneren Kreis der »Höri-Künstler«. Während Walter Herzger ein umfangreiches Werk hinterließ, ausstellte und eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe innehatte, ist das schmale Werk von Gertraud Herzger-von Harlessem, die öffentlich unsichtbar blieb, wenig bekannt. Ihre Kunst ist zugleich eine Feier einfacher Themen, ausbalancierter Formen und der Beobachtung kleiner, alltäglicher Ereignisse. Die Ausstellung zeigt rund 70 Arbeiten aus den 1930er- bis in die 1970/80er-Jahre –, bereichert durch eine großzügige Schenkung von Sabine Verdet-Herzger, der Tochter des Künstlerpaares.

Véronique Verdet (*1967, Cannes) – Enkelin des Ehepaars Herzger – antwortet auf das familiäre Erbe mit großformatigen Zeichnungs-Clustern aus ihrer Serie »Fouloscopie«. Im Projektraum, eingebettet in die Ausstellung der Großeltern, thematisiert Verdet Bewegungsströme, Zugehörigkeit und Isolation und setzt damit einen aktuellen, gesellschaftspolitischen Akzent.

Ausstellungsüberblick

18.5. bis 21.9.: »Man soll kein Worpswede aus der Gegend machen«. Die Künstler der klassischen Moderne auf der Höri

18.5. bis 21.9.: Walter Herzger und Gertraud Herzger-von Harlessem. Die Kunst des Einfachen

18.5. bis 28.8.: Véronique Verdet. Massen. Grenzen. Territorien.

Gemeinsame öffentliche Eröffnung:
Sonntag, 18.5., 11 Uhr
Kunstmuseum Singen
Im Rahmen des Internationalen Museumstags 2025.
Der Eintritt ist frei.

www.kunstmuseum-singen.de



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