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Ittinger Museum – Stürmische Zeiten

14.08.2024 | QLT Redaktion

Ausstellungsraum

Rund anderthalb Tage dauerte der Ittinger Sturm. Der Überfall einer Truppe von etwa 3000 Personen auf die Kartause Ittingen endete in der vollständigen Plünderung und Brandschatzung der Klosteranlage. Die Ausstellung im Ittinger Museum beleuchtet bis Frühjahr 2025 die verschiedenen Aspekte und Etappen dieses Tumultes.

Der Sturm auf die Kartause Ittingen im Sommer 1524 war ein Schlüsselereignis der schweizerischen Reformationsgeschichte. Rund 3000 versammelte Dorfansässige der Umgebung überfielen das Kloster und ließen es schließlich in Schutt und Asche zurück. Die Vorgänge hallten vielfältig nach: Zunächst in der politischen und juristischen Aufarbeitung durch die Zeitgenossen und dann in der Geschichtsschreibung. Für die herrschenden Kreise war der Überfall ein Weckruf: In der zunehmend konfessionell gespaltenen Eidgenossenschaft fühlte sich die katholische Seite in der Unterstützung der Klöster bestärkt, während die reformierte Seite eine geordnete Abwicklung der Klöster anstrebte und keinesfalls einen weiteren spontanen Volksaufruhr dieser Art dulden wollte. Die Ausstellung im Ittinger Museum wirft einen vertieften Blick auf die Geschichte und Konflikte zu jener Zeit. Das unmittelbare zeitliche Umfeld wird den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung durch einen fiktiven Reporter vermittelt. Anschließend wird der Klostersturm einer Analyse unterzogen: Verschiedene Quellen ermöglichen es, in dieser scheinbar chaotischen Entladung von Gewalt unterschiedliche Absichten und Zielsetzungen zu erkennen. Sieben Teilaspekte werden so herausgearbeitet und vorgestellt: Die Forderung nach Verpflegung, Aggressionen gegen die Mönche, Zerstörung des Archives, Bildersturm, Schändung des Sakraments, Zerstörung von Objekten für die Messfeier und allgemeine Plünderung und Brandschatzung. Der zähe, sich über Jahrzehnte hinziehende Wiederaufbau des Klosters bildet den Abschluss dieses Rückblickes. Die Ausstellung findet im Rahmen des überkantonalen Projekts »1524 Stürmische Zeiten« statt. Weitere Informationen zu den Projektpartnern sowie aktuellen Veranstaltungen gibt es auf www.1524.ch
Das Ittinger Museum und das Kunstmuseum Thurgau bilden den Kern des Seminar- und Kulturzentrums Kartause Ittingen. Im idyllisch gelegenen ehemaligen Kloster bei Frauenfeld lebten während Jahrhunderten Mönchsgemeinschaften. 1977 wurde die weitläufige Anlage durch die eigens gegründete privatrechtliche Stiftung Kartause Ittingen erworben, restauriert und mit der Unterstützung von Partnern einer neuen Nutzung zugeführt. Das Betriebskonzept orientiert sich an den klösterlichen Werten Gastfreundschaft, Spiritualität, Selbstversorgung, Fürsorge und Kultur.

www.kunstmuseum.tg.ch



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