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Gefühlskarussell auf der Kreuzlinger Seebühne

12.07.2023 | QLT Redaktion

Liliom-Ensemble auf der Bühne am Bodenseeufer, Foto: Mario Gaccioli

See-Burgtheater spielt «Liliom – Eine Vorstadtlegende» von Ferenc Molnár

Berührend, traurig, unbequem, aber auch absurd komisch – «Liliom – Eine Vorstadtlegende» wirbelt emotional kräftig durch. Das Kreuzlinger See-Burgtheater inszeniert das Stück des ungarischen Autors Ferenc Molnár auf einer Drehscheibe vor der weiten Fläche des Bodensees. Mit poetischer Sprache und eindringlichen Figuren zieht das Stück um den Jahrmarktausrufer Liliom in seinen Bann. Es stellt gesellschaftliche Fragen, die auch heute noch – mehr als 100 Jahre nach der Uraufführung 1909 – weitgehend unbeantwortet sind. Regie führt Astrid Keller. Gespielt wird vom 13. Juli bis 9. August 2023.

Liliom ist Ausrufer am Karussell von Frau Muskat, mit der er auch eine Affäre hat. Als er und Julie sich heftig ineinander verlieben, verliert er wegen der Eifersucht von Frau Muskat seinen Job. Ohne Arbeit, Geld und in einer Bruchbude hausend, klammert sich das Paar an seine Liebe, die zwischen Leidenschaft, Hilflosigkeit und Gewalt aufgerieben wird. Als ein Kind unterwegs ist, will Liliom Geld beschaffen und lässt sich auf einen Raubüberfall ein. Dieser misslingt, Liliom nimmt sich das Leben und landet im Jenseits. Achtzehn Jahre später bekommt er die Chance auf Wiedergutmachung: Er darf für einen Tag zu seiner Tochter auf die Erde, um etwas Gutes zu tun.

Wo fängt Gewalt an, wo hört sie auf? Gibt es die alles verzeihende Liebe? «Liliom» wirft viele Fragen auf – und lässt einen nicht mehr los. «Die Geschichte packt!», so Regisseurin Astrid Keller. Die Figuren seien so lebendig gezeichnet, dass man sofort in die jeweilige Situation reingezogen würde. «Und wenn Menschen mit dem Herzen dabei sind, dann lassen sie mehr zu und nehmen auch viel mehr mit», erläutert Keller weiter. Sie möchte einen emotionalen Zugang zu dem schwierigen, aber leider zeitlosen Thema der physischen und psychischen Gewalt schaffen. Daneben beleuchte die Inszenierung auch, wie die Gesellschaft mit Menschen umgehe, die nicht so funktionieren, wie es von ihnen erwartet wird. Eine grosse Stärke des Stücks sieht Keller in der guten, teilweise poetischen Sprache, die mitten ins Herz trifft. Diese hat Ferenc Molnár (1878,
Budapest – 1952, New York) Anfang des 20. Jahrhundert zu einem Literaturstar gemacht, dessen Werke in allen europäischen Metropolen sowie, nach seiner Auswanderung, in New York gefeiert wurden.
Im Sommer 2023 spielt das See-Burgtheater im Kreuzlinger Seeburgpark auf einer grossen Drehscheibe. Die schlichte Bühne nimmt die Weite des dahinterliegenden Bodensees stimmungsvoll auf und lässt sich in zehn Szenenbilder verwandeln. Zudem unterstützt die Kulisse den Handlungsbogen durch ein Lichtkonzept. Der Entwurf stammt aus der erprobten Feder von Bühnenbildner Damian
Hitz. Die Kostüme gestalten Beate Fassnacht und Klara Steiger.

www.see-burgtheater.ch



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