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16.01.2025 | QLT Redaktion
Ausstellung im Kunstmuseum Singen | 19. Januar – 27. April
Boris Petrovsky (*1967) in Konstanz, gehört zu den wenigen Künstlern in der Euregio Bodensee, die nicht allein mit analogen Techniken innerhalb der klassischen Gattungen der Kunst, sondern auch mit Licht, Schrift, Sprache, Textur, Typographie, Zeit, Rhythmen, Bewegungen, Netzverbindungen, Tönen und moderner Technik arbeiten. Im Fokus seines medialen Interesses stehen Fragen zur Erscheinung, Bedeutung und Aussage, zu Sinn und Sinnlichkeit, aber auch zum Wesen von Bildern und Objekten. Längst hat er sich mit seinem künstlerischen Ansatz, mit seinen Ausstellungen, Preisen und Wettbewerbsbeiträgen mit internationaler Reichweite in die »neuen« Licht- und medialen Künste eingeschrieben. Die Ausstellung im Kunstmuseum Singen bietet nun erstmals einen umfassenden Einblick in seine neue Werkserie pneumatisch-bewegter Objekte, die wie eigenständige Wesen wirken.
Der Titel der Singener Ausstellung »TURBATORY« leitet sich ab vom lateinischen »turbatio« (Störung) und der englischen Endung »-ory«, die einen Ort oder Zweck anzeigen kann. Die Ausstellung triggert bewusst vielseitige Bedeutungen: von innerem und äußerem Tumult bis hin zur aktivierend-beflügelnden Vermengung unterschiedlichster Realitäten. Nimmt man Petrovskys Werke einzeln in den Blick, so versammelt die Ausstellung Werke unterschiedlichster Gattungen: Lichtobjekte und Fotografien, Neon-Leuchtschriften und Projektionen, Zeichnungen und Zeichenschriften, bewegte Objekte und Installationen. Versteht man dagegen die Ausstellung als eine Situation, die durch das In- und Miteinander vielfach verwobener Gegenstände erst geschaffen wird, dann entsteht ein zugleich realer, wie auch ein erweiterter Erlebnis- und Denk-Raum. Petrovsky schafft gleichnishafte Räume, die von Licht und Schatten, Öffnungen und Vergitterungen, Transparenzen und Überschreibungen, Tönen und Geräuschen, Bewegungen und Interaktionen animiert sind. Der Betrachter wird dazu angeregt, sich durch die so entstehenden komplexen Zusammenhänge hindurch – parallel zur medial erweiterten Welt – (s)einen eigenen Weg zu bahnen.
Petrovsky selbst beschreibt seine vielschichtigen performativen Installationen als »Kopfkino zwischen Animation und Animismus« und dieses gerne als einen »gebauten Film«. Seine Kunst wirft Fragen auf: Welche Bedeutung haben Zeichen und Codes? Wie verhalten sich Bild, Sprache und Ding zueinander? Wann verwandeln sich bewegte Objekte in lebendige Subjekte? Und: haben wir es mit (Kunst-)Werken oder mit Werkzeugen oder Materialien zu tun? Mit seiner Kunst erforscht er die Konstruktion von Wirklichkeit(en) in einer zunehmend technisch und medial geprägten Welt und lädt den Betrachter dazu ein, eigene Wege durch seine dynamischen und vielschichtigen Welten zu finden.